Zukunft bauen. Hybride Konstruktionen in Zeiten des Klimawandels.

Seit Mai 2021 arbeiten das Architektenbüro Heupel und die assmann gruppe als strategische Partner zusammen. Die assmann gruppe übernahm zu diesem Zeitpunkt Anteile des renommierten Münsteraner Architekturbüros, das seitdem als GmbH agiert. Die Stärken der beiden Partner ergänzen sich perfekt zu einem leistungsfähigen Verbund. Die Heupel GmbH überzeugt mit ihrem Know-how in den Leistungsphasen Entwurf und Ausführungsplanung und ihrer besonderen Kompetenz im hybriden Bauen. Die assmann gruppe verfügt über umfassende Erfahrungen als Generalplaner in den Bereichen Bauausführung, Projektmanagement, Projektsteuerung, Kostenplanung und Bauleitung und kann zudem auch in den Planungsprozessen auf umfängliches Know-how zurückgreifen.
Jens Marquard und Christof Janoschka
Über die Autoren

Dipl.-Ing. Architekt Jens Marquard hat sein Architekturstudium erfolgreich an der TU Dortmund abgeschlossen. Seit 2005 ist der Gesellschafter der Heupel GmbH in Münster tätig. Er hat das Büro in allen Entwicklungsphasen begleitet und war als Projektleiter maßgeblich an der Realisierung des Holz-Hybrid-Bürogebäudes "H7" beteiligt.

Dipl.-Ing. Architekt Christof Janoschka studierte Architektur an der Fachhochschule Münster. Der projektleitende Architekt von Großprojekten in den Bereichen Büro und Verwaltung, Bildung, Wohnen sowie Sport und Kultur war für diverse renommierte Architekturbüros tätig und kam im April 2017 zur assmann gruppe. Als Mitglied des Führungskreises ist er auch Leistungsbereichsleiter und Teil des 33-köpfigen Teams „Objektplanung (LPH 1-5)“.

Gut kombiniert. Mensch…

Die strategische Partnerschaft profitiert also von den jeweiligen Stärken ihrer Partner und schafft so eine Win-win-Situation für alle Seiten, auch für potenzielle Auftraggeber. Das gilt insbesondere für Synergien im zukunftsweisenden Holz-Hybridbau. Heupel verfügt hier über besondere Kompetenzen und Erfahrungen. Sichtbar wird dies am Bürogebäude H7 im Münsteraner Hafenviertel, das von den Architekten geplant wurde und in dem sie als Ankermieter ihren Unternehmenssitz etabliert haben.
 

und Material.

Hybrid heißt, die besten Eigenschaften aus Holz, Stahl und Beton zu kombinieren, um die CO2-Bilanz von Gebäuden nachhaltig zu verbessern. Je nach Projektanforderung kommen in einem Gebäude vom Keller bis zum Dachtragwerk also verschiedene Systeme zum Einsatz. Dies ermöglicht es Architekten und Planern, kreative Lösungen zu entwickeln und einzigartige Gebäude zu schaffen, sowohl funktional als auch ästhetisch auf höchstem Niveau. Übrigens, auch die Allianz zwischen assmann und Heupel sehen wir als hybride Zusammenarbeit, denn schließlich nutzen wir die besten Kompetenzen aus jedem Haus und sorgen durch eine enge Verzahnung der Schnittstellen für optimale Ergebnisse. 
 

Das verstehen wir unter hybrider Bauweise.

Das Haupttragwerk besteht zum großen Teil aus Holz. Stahlbeton kommt nur da zum Einsatz, wo die Anforderungen an den Schall- und/oder Brandschutz mit Holz nicht sinnvoll erfüllt werden können. Das gilt beispielsweise in Treppenhäusern oder in Räumen mit erhöhten Schallschutzanforderungen wie Musik- und Werkräume in Schulbauten, oder wenn Nutzungsanforderungen ein bestimmtes Tragwerkssystem zwingend erfordern. Hybrides Bauen kann man am besten an der Konstruktion von Decken verdeutlichen: Holz und Beton unterscheiden sich durch ihr Tragverhalten. Holz nimmt extrem gut Zugkräfte auf, Beton ist Spezialist für Druckkräfte. Je länger die Tragweite einer Decke ist, desto mehr fällt dies ins Gewicht. Daraus ergibt sich dann in der Konsequenz die Wahl des Materials. Bei Decken in hybrider Bauweise kann die Dicke gegenüber einer klassischen Stahlbetondecke von rund 30 cm auf rund 12 cm reduziert werden. Die Holzkonstruktion darunter übernimmt in der Tragstruktur die Zugkräfte und so können 50 bis 60 Prozent CO2-intensive Betonmasse durch Holz ersetzt werden.
 

Kipppunkt Wirtschaftlichkeit.  

Konstruktiv kommt der Hybridbau, so wie wir ihn definiert haben, nicht an seine Grenzen. Ein möglicher Nachteil ist aber der Preis und damit die Wirtschaftlichkeit. Bei marktwirtschaftlicher Betrachtung kann der Hybridbau nicht mit dem konventionellen Bau mithalten. Die Entscheidung liegt beim Auftraggeber, je nachdem welche Anforderungen er erfüllen muss. Bei jährlich erforderlichen 400.000 neuen Wohnungen, die auch den Bedarf an günstigem Wohnraum decken sollen, spielen Kostenaspekte eine wichtige Rolle. Hier stellt sich allerdings die Frage nach der Bewertung der Kosten: Versteht man Kosten nur als reine Investitionsausgaben, dann ist hybrides Bauen teurer. Betrachtet man aber die gesamtgesellschaftlichen Kosten, also auch die Vermeidung von CO2-Emisssionen, die Ökobilanz und die soziale Nachhaltigkeit, dann liegt hybrides Bauen vorne.
 

Darum ist hybrides Bauen kostenintensiver.

Hybride Bauweise verfügt per se über eine größere Konstruktionshöhe. Zu der reduzierten Betondecke mit einer Stärke von 12 cm kommt z.B. eine Holzrippenunterkonstruktion oder eine Holzstapeldecke. Das Gesamtpaket vergrößert sich dadurchum rund 10 bis 15 cm gegenüber einer herkömmlichen Stahlbetondecke. So ergibt sich insgesamt eine größere Geschosshöhe. Mehr Raumhöhe und eine größere Hüllfläche heißt mehr Fassadenfläche und mehr Bauvolumen bedeutet, dass hybrides Bauen ein Stück größer und damit auch ein Stück teurer ist. Auch die Anforderungen an den Brand- und Schallschutz beeinflussen den Kostenfaktor beim hybriden Bauen. Beispiel Brandschutz: Nicht immer kann die Feuerwiderstandsdauer über das Abbrennverhalten der Holzbauteile nachgewiesen werden. Teilweise sind dann zusätzlich Beplankungen mit Feuerschutzplatten erforderlich. Beispiel Schallschutz: Je massiver das Material, desto höher ist der Schallschutz. Bei erhöhten Anforderungen an den Schallschutz muss über zusätzliche Bauelemente wie Vorsatzschalen und Bekleidungen für Wand- und Deckenkonstruktionen nachgedacht werden, die das Bauen an dieser Stelle dann teurer gestalten.
 

Hoher Grad der Vorfertigung – höhere Lohnkosten.

Vorgefertigte Teile spielen in der hybriden Bauweise eine wichtige Rolle, da sie Effizienz, Qualität und Nachhaltigkeit in Bauprojekten fördern. Diese Elemente können aus verschiedenen Materialien hergestellt werden, einschließlich Beton, Stahl, Holz und modernen Verbundwerkstoffen. Ein hoher Grad der Vorfertigung ist effizient, verkürzt die Bauzeit vor Ort, sichert die Qualität und sorgt für eine höhere Reproduzierbarkeit vor allem bei wiederkehrenden Raumkonzepten und Grundrissen. Ein hohes Maß an Vorfertigung im Holzbauwerk bringt für die Arbeiter unter dem Aspekt der sozialen Nachhaltigkeit eine höhere Arbeitsplatzqualität mit sich. Ja, auch dadurch wird das Bauen teurer. Nicht wegen der Materialien und der Konstruktion, sondern vor allem wegen der Menschen, die für diese Arbeiten verantwortlich sind. Denn im Holzbau werden hochqualifizierte Facharbeiter nach geregelten Arbeitszeiten und zu ergonomischen Arbeitsbedingungen beschäftigt, die regional wohnen und verwurzelt sind. Auch so definieren wir nachhaltiges Bauen. Über eine stärkere Regionalisierung des gesamten Bauprozesses.
 

Darum ist hybrides Bauen so interessant.

Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und wiederverwendbar im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Der hohe Grad an Vorfertigung bedeutet im Vorfeld zwar einen höheren Planungsaufwand, aber das spannende Ergebnis sind fertige Oberflächen, die bei Bedarf nicht mehr behandelt werden müssen. Kein Putz, kein weiterer Oberflächenbelag, außer ggf. eine Lasur. So erreicht Holz eine optisch hohe Qualität und ein attraktives Wohn-, Arbeits- und Raumklima. Eine Stahlbetonhülle erzeugt oft wenige Wohlfühlqualitäten. Holzbau dagegen schafft eine behagliche Atmosphäre. Auch bauphysikalisch ist es atmungsaktiver und verfügt z.B. über gute feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften.
 

Holz als CO2-Speicher.  

Holz ist ein erstaunlicher Kohlenstoffspeicher, der in vielerlei Hinsicht dazu beitragen kann, die Umweltauswirkungen des Menschen auf den Planeten zu mildern. Die bewusste Wahl von Holz als Baustoff und die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern sind Schlüsselkomponenten eines umweltbewussten und klimafreundlichen Ansatzes zur Nutzung unserer Ressourcen. Nachhaltig: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff. Eine verantwortungsvolle Forstwirtschaft gewährleistet, dass für jeden gefällten Baum ein neuer angepflanzt wird. Energieeffizient: Die Herstellung von Holzbaustoffen erfordert im Vergleich zu anderen Baustoffen wie Stahl oder Beton weniger Energie, was zu einer geringeren Umweltbelastung führt. CO2-neutral: Holzbau und hybrides Bauen können erheblich zur Reduzierung von CO2-Emissionen beitragen, da das in den Bäumen gespeicherte CO2 während ihrer Lebensdauer und darüber hinaus im Holz gebunden bleibt. Und wenn es um den Lebenszyklus eines Gebäudes geht, dann lässt sich Holz am Ende nicht nur sortenrein trennen, ohne Schadstoffe freizusetzen, sondern auch für eine neue Aufgabe wiederverwenden.
 

Herausforderungen und Chancen.

Holz spielt also eine wichtige Rolle, um die CO2-Emissionen in der Baubranche zu reduzieren. Dennoch sind auch die Herausforderungen nicht zu übersehen. Nachhaltige, verantwortungsvolle Forstwirtschaft, Biodiversität und klimaresiliente Wälder sind von entscheidender Bedeutung, um die langfristige ökologische Stabilität zu gewährleisten. Dazu zählt übrigens auch die Verhinderung illegaler Abholzung.
 

Fazit - Dem Markt ein Stück voraus.

Die Bauindustrie steht als einer der größten CO2-Emittenten vor großen Herausforderungen und hat damit eine wichtige Verantwortung, nachhaltig und ressourcenschonend zu bauen. Es ist unsere Verpflichtung, auf die Faktoren Einfluss zu nehmen, die wir beeinflussen können. Die öffentliche Hand hat bereits die Vorteile erkannt. Um die kommunalen Ziele in Sachen Klimaneutralität zu erreichen, werden immer mehr Gebäude in Holzhybridbauweise gefordert. Nicht zuletzt auch deshalb, weil KfW-Fördermittel an die CO2-Bilanz von Gebäuden gekoppelt sind. Tatsächlich gibt es aber im Bauwesen noch nicht viele Planungsbüros, die sich ernsthaft mit dem Hybridbau beschäftigt haben. Die assmann gruppe und Heupel sind dem Markt da ein Stück voraus.
 

Hybrides Bauen hat sich etabliert.

Bei den Entscheidern von Kommunen und Städten ist eine nachhaltige, ressourcenschonende Bauweise also auf der Agenda angekommen. Aber auch für den Bau von Einfamilienhäusern und kleineren Wohneinheiten bietet sich Holzbau oder hybrides Bauen als Standard an. Bauwirtschaft und Handwerk haben sich bereits darauf eingestellt. Regional tätige Zimmereibetriebe haben auf Werkhallen und eine Maschinentechnik mit hohem Vorfertigungspotential umgerüstet. Damit werden sie zukünftig wesentlicher Bestandteil der Baubranche werden. Der Trend wird sich verstetigen, auch durch ein wachsendes Angebot an mittelständischen Zimmereibetrieben, die immer mehr Erfahrungen sammeln, nicht nur mit Holzbau, sondern auch mit hybridem Bauen.
 

Förderprogramme einsetzen. 

Die hybride Bauweise ist eine wichtige Stellschraube auf dem Weg zum nachhaltigen Bauen, weitere müssen aber definitiv noch gesucht werden, um die Zukunft der Baubranche klimaneutral zu gestalten. Vorgaben bezüglich der Öko-Bilanz lassen sich aktuell mit der hybriden Bauweise auf jeden Fall besser erreichen. Wenn hierbei der gesamtgesellschaftliche Mehrwert über das eingesetzte Kapital hinausgeht, dann sollten solche Vorhaben mit Förderprogrammen unterstützt werden.

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