Lernwelten von Morgen

Erinnern Sie sich noch an Ihre Schulzeit? Daran, wie Klassenräume früher aussahen, wie früher unterrichtet wurde? Vieles davon hat sich mittlerweile gewandelt. Das betrifft nicht nur die Lehrinhalte, sondern mehr denn je auch die Lernformen und Klassengrößen. Um den veränderten und zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden, braucht es intelligente und nachhaltig geplante, in enger Kooperation mit allen Beteiligten umgesetzte Schulbauten.

Gabor Csirmaz, Lorena Blesing
Über die Autoren


Lorena Blesing, M. Eng. hat Architektur an der HS Bochum studiert. Ihren Master hat sie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt im Bereich Integrales Planen und Bauen absolviert. Seit November 2018 ist sie bei assmann im Leistungsbereich Projektvorbereitung tätig.

Dipl.-Ing. Architekt Gabor Csirmaz hat an der HS Bochum studiert und sich dabei in den konstruktiven Hochbau vertieft. Anschließend war er für Architekturbüros u.a. in Düsseldorf und Bochum in allen Leistungsphasen der HOAI tätig. Seit Oktober 2014 arbeitet er als projektleitender Architekt für die assmann architekten.

Gemeinsam betreuen sie das Kompetenzfeld „Schulbau“ der assmann gruppe.

Rechnen, Schreiben und Lesen bildeten früher den schulischen Grundstein für das gesamte Leben. Doch was gestern noch als Standard galt, das reicht vor dem Hintergrund der heutigen gesellschaftlichen Entwicklung längst nicht mehr aus. Hinzugekommen sind längst weitere Anforderungen und Entwicklungen wie Medienkompetenz, Inklusion oder individuelles Lernen. Im Verbund mit weiteren Faktoren wie veränderten Schülerzahlen oder neu organisierten Schulformen stoßen viele Schulgebäude deshalb zunehmend an ihre Grenzen.

Um vor dem Hintergrund dieser tiefgreifenden Veränderungen den heutigen Anforderungen an ein modernes Lernumfeld für Schüler und Lehrer gerecht zu werden, ist es wichtig, bereits vor Beginn eines Schulbauprojektes nicht nur über das pädagogische Konzept nachzudenken, sondern gleichzeitig auch die dazu notwendige Architektur zu berücksichtigen; ganz gleich, ob es sich dabei um einen Neubau oder um die Sanierung eines Bestandsbaus handelt. Ganz wichtig dabei: „Schulbau verursacht keine Kosten, sondern schafft vielmehr Anlass für eine nachhaltige Investition in die Zukunft“, so Gabor Csirmaz, verantwortlicher Architekt für den Bereich Schulbau bei assmann.

Der Weg zur zukunftsfähigen Schule führt dabei regelmäßig über die mit der Phase Null beschriebenen Grundlagenrecherche. Wichtig dazu ist eine umfassende Bedarfs- und Bestandsanalyse ebenso wie eine möglichst genaue Erarbeitung der Nutzeranforderungen zusammen mit Bauherrn, Nutzervertretern, Lehrern, Schülern und Eltern im Rahmen von Workshops. Erst am Ende dieses  Prozesses steht dem Bauherrn eine umfängliche Basis als Entscheidungshilfe für die weitere Planung zur Verfügung.

"Schulbau verursacht keine Kosten, sondern ist Anlass für eine Investition."

Um die vielfältigen Anforderungen umzusetzen, müssen in der Schule von morgen verschiedene Innovationen und Entwicklungen berücksichtigt werden. Das umfasst räumliche, psychologische, pädagogisch und städtebauliche Aspekte gleichermaßen.

Aus räumlicher Sicht ist es zunächst wichtig, verschiedene Funktionsbereiche zu neuen Funktionseinheiten zusammenzufassen, Cluster zu bilden und außerdem den immer häufiger notwendigen Platzbedarf für die Ganztagsbetreuung zu integrieren. Ausgehend von diesen drei Vorgaben ergeben sich in den meisten Fällen drei zentrale Nutzungseinheiten, deren Grenzen aufgrund ihrer multifunktionalen Nutzbarkeit nicht abschließend definiert sind: Neben den Außenflächen sind dies die Gemeinschaftsbereiche für Mensa/Foyer/Verwaltung sowie die eigentlichen Lernorte – also Klassenräume, Flächen für Selbstlernbereiche oder Differenzierungsräume.

Zusätzlich zu diesen räumlichen Forderungen müssen auch psychologische Aspekte berücksichtigt werden. Das betrifft insbesondere die Entwicklung eines professionellen Material- und Farbkonzeptes, das möglichst positiv auf den Schulalltag ausstrahlt.

Unter pädagogischen Gesichtspunkten ist es gleichzeitig wichtig, Schulsozialarbeiter, Sonderpädagogen und Therapeuten von Anfang an in die Planung miteinzubeziehen. Dabei sollte aber bedacht werden, dass durch das „Mehr“ an pädagogischen Angeboten zur Entlastung der Lehrer/innen gleichzeitig auch ein Bedarf an zusätzlichen Flächen entsteht.

Städtebaulich betrachtet sollte außerdem eine mögliche Öffnung der Schule zum jeweils umgebenden Stadtteil überlegt werden, um so vielfältige Synergien möglich zu machen. So kann zum Beispiel der Schulhof auch außerhalb der Schulzeiten als Spielplatz oder die Mensa für Abendveranstaltungen genutzt werden.

Erst bei Berücksichtigung der verschiedenen Perspektiven ist die Umsetzung eines guten Schulgebäudes zu erreichen, das eine hochwertige und zeitgemäße Bildung für alle unterstützt. Ganz wichtig dabei: Eine als notwendig erachtete Umstrukturierung muss nicht immer in einer aufwendigen und teuren Baumaßnahme enden: „Wenn die vorausgehende Grundlagenrecherche ergeben hat, dass bereits raumstrukturierende Maßnahmen im Bestand für eine deutliche Optimierung des täglichen Schulbetriebs ausreichen, dann sollte diese wirtschaftlichere Lösung grundsätzlich auch weiterverfolgt werden“, so Lorena Blesing, Projektentwicklerin bei assmann und ebenfalls für das Kompetenzfeld Schulbau verantwortlich. Beispiele dafür sind die Einrichtung eines separaten Kopierraumes oder die Schaffung von Selbstlernbereichen durch Optimierung bestehender Flächen.

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