Knappe Rohstoffe - hohe Preise

Rohstoffe sind seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine knapper als je zuvor. Lieferketten funktionieren nicht mehr und fehlendes Material aus Russland und der Ukraine kann nicht ohne weiteres kompensiert werden. Steigende Preise sind die Folge. Wir analysieren die Lage und berichten, wie wir sie mit unseren Partnern am Bau vorausschauend meistern.
Ralf Mayer, Cristián Schneider-Guisado
Über die Autoren

Dipl.-Ing. Ralf Mayer studierte an der RWTH Aachen und verfügt über langjährige Erfahrungen u.a. als Niederlassungsleiter und Projektleiter von komplexen Baumaßnahmen. 2016 übernahm er die Verantwortung als Bereichsleiter Baumanagement bei der assmann gruppe. 2021 wurde Mayer zum Prokuristen ernannt und ist als Projektleiter Generalplanung vor allem auf die Realisierung anspruchsvoller Bauprojekte fokussiert. 

Cristián Schneider-Guisado, M.Sc., studierte Bauingenieurwesen an der Fachhochschule Münster und sammelte erste Bauleiter-Erfahrungen bei einem GU im Bereich Wohnungsbau. Seit 2015 verantwortet er bei der assmann gruppe als Bau- und Projektleiter insbesondere komplexe Gebäude des Gesundheitswesens. Er verfügt über spezielle Expertise bei der Einrichtung von Labortechnik wie z.B. Sicherheitsschleusen.

„Die aktuell angespannte Versorgungslage traf die Branche bei ungebrochener Nachfrage nach Bauleistungen und vollen Auftragsbüchern.“

Komplexe Ausgangslage. Die hohe Baunachfrage in Deutschland konnte von Bauunternehmen und Handwerksbetrieben schon längst nicht mehr abgedeckt werden. Deren Auftragsbücher sind seit Jahren gut gefüllt. Corona bedingt sorgten unterbrochene Lieferketten und verminderte Produktionskapazitäten bereits im Vorjahr für Kostenexplosionen. Jetzt sind es vor allem Stahl, Holz und alle erdölbasierten Produkte, wie z.B. Bitumen, die von längeren Lieferzeiten, höheren Transportkosten und damit weiteren Preissteigerungen betroffen sind. Die Null-Covid Strategie Chinas und der zweimonatige Lockdown in Shanghai sorgen für Dauerstress bei den Lieferketten. Auch nach der Öffnung des Hafens ist aktuell keine Entspannung in Sicht. Durch die Verzögerungen der Containerschifffahrt steckt weiterhin wichtige Fracht wie Dämmstoffe, Kunststoffe, Halbleiter und Chips für die Haustechnik im Stau fest.     


„Wir verzeichnen große Erfolge durch langfristige Planung!“

Seriöse Planung versus spekulativer Sog. Gut kalkulierte Vorlaufzeiten sind Gold wert! Diese Erkenntnis ist in diesen Zeiten spannend, würde man doch eher dazu tendieren, Aufträge möglichst schnell zu vergeben, um steigenden Kosten zu entgehen. Aber die Situation stellt sich eindeutig anders dar. Unsere Erfahrung mit 30 aktuellen Bauprojekten zeigt massive Erfolge durch langfristige Planung. Sie ist ein probates Mittel, um sich vom spekulativen Sog des Marktes aktiv fernzuhalten. Das gilt für alle am Bau Beteiligten: Bauherren, Nachunternehmen, Handwerksbetriebe.  


Die aktuelle Marktsituation erfordert smarte Terminstrategien. Je länger die Vorlaufzeiten, desto mehr budgetkonforme Angebote von leistungsfähigen Partnern erreichen uns.

„Der frühe Vogel fängt den Wurm!“

Was heißt das für die Praxis? Terminketten müssen so getaktet werden, dass ausreichend Zeit zwischen den einzelnen Gewerken für Personal- und Materialdisposition bleibt. Drei bis 6 Monate je nach Bauvorhaben. Mit diesem Vorlauf können große Gewerke auf mehrere (Nachunternehmer-) Schultern verteilt, Bestellmengen optimiert und Material-Kontingente bei verschiedenen Lieferanten frühzeitig gesichert werden. Diese Beschaffungsstrategie führt zum Erfolg. Erlaubt sie doch auch den Nachunternehmern und Handwerksbetrieben eine seriöse Materialdisposition auf eingespielten Vertriebswegen mit bewährten Partnern. Von Vorteil ist auch ein störungsfreier Baustellenablauf. Jede kleinste Änderung am Bauvorhaben bringt die derzeit fragilen Lieferketten an ihre Grenzen.

„Planungsänderungen, die im laufenden Bauprozess schon immer zu Mehrkosten geführt haben, können bei der aktuellen Materialknappheit entscheidend sein für den terminlichen und finanziellen Erfolg eines Bauvorhabens!“

Weitblick als Schlüssel zum Erfolg. VorausschauendePlanung sorgt für vernünftige Angebote von seriösen Baufirmen, die ihre Auftragsbücher mittelfristig sicher füllen möchten. Mit diesen Partnern lässt sich ein Bauvorhaben auch in schwierigen Zeiten kostensicher abwickeln. Denn auch sie setzen ihrerseits auf lange Vorlaufzeiten, um den Materialeinkauf seriös sicher zu stellen und nicht selbst auf spekulative Angebote zurückgreifen zu müssen. Übrigens: Bauherren, die sich für dieses Planungsmodell entschieden hatten, äußerten sich nach Abschluss des Bauvorhabens dankbar.

Ohne Preisgleitklauseln kein seriöses Angebot. Das liegt auf der Hand. Aber bitte pragmatisch und nachvollziehbar. Wieviel Geld hat der Nachunternehmer tatsächlich für das Material mehr ausgeben müssen? Wie hoch ist die Differenz zum kalkulierten Preis? Erfolgt die Berechnung fair und ohne Erhöhung des prozentualen Aufschlags? Letzterer würde schließlich dazu führen, dass Nachunternehmen aus den Preissteigerungen zusätzlich Profit schlagen. Das wäre nicht im Sinn einer fairen Lastenverteilung. Mit privaten Bauherren einigt man sich über all das bereits im Vorfeld. Transparent und offen. Denn am Ende muss die Rendite für alle Seiten aufgehen.

„Bei unseren öffentlichen Auftraggebern gilt der Erlass des Bundesbauministeriums"

Stoffpreisgleitklausel beinhaltet Preisindizes. Diese gelten laut Erlass fürMaterialien wie beispielsweise Stahl, Kupfer, Erdöl-, Zementprodukte und Holz. Sie werden aber nicht für ein ganzes Gewerk zu Grunde gelegt, sondern nur für bestimmte darin enthaltene Stoffe. Im Trockenbau zählt die Stahlkonstruktion beispielsweise dazu, aber nicht der Gipskarton, Schrauben oder Spachtelmasse. Hier fordert die öffentliche Hand detaillierte Nachweise von der Basispreisermittlung bis zu diversen Vergleichsangeboten, die eine Marküblichkeit der tatsächlichen Einkaufspreise belegen. Da diese Methode schwierig zu handhaben ist, suchen inzwischen auch öffentliche Bauherrn vermehrt nach praktikablen vergaberechtskonformen Preisgleitklauseln.

Ausblick: Es ist absehbar, dass der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland die aktuellen Lieferengpässe weiter verschärfen, denn alternative Lieferwege brauchen Zeit. Die Preise werden also mittelfristig weiter schwanken und sich auf einem höheren Niveau etablieren. Wir sind aber zuversichtlich, trotz dieser schwierigen Parameter unsere Projekte weiterhin sicher planen und steuern zu können. Denn wir setzen seit jeher auf Nachhaltigkeit, ein etabliertes Netzwerk und eigenes hochqualifiziertes Know-how. Das sichert uns als auch unseren Kunden in diesen unruhigen Zeiten ein hohes Maß an Verlässlichkeit.  

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